Europas schönstes Gefängnis. Eine Fotoausstellung von Esther Burger

Kann ein Gefängnis schön sein? Ist es nicht abwegig, einen Ort des Zwanges unter ästhetischen Kriterien zu betrachten? Immerhin war ein zuständiger Ministerialdirektor bei der Indienstnahme des im Juni 1961 neu erbauten Gütersloher Gefängnisses der Überzeugung, dass das Gefängnis „in seiner Größe das schönste ist, das er je in Europa gesehen habe.“ Welch ein Schönheitsbegriff liegt diesem Urteil zugrunde?

Dokument2 (Page 1)Esther Burger ging dieser Frage 2004 fotografisch nach. Sie hatte das Gütersloher Gefängnis vor seinem Abriss im Jahre 2003 fotografisch dokumentiert. Die Ergebnisse flossen ein in eine Ausstellung, die Antworten zu geben versuchte auf den augenscheinlichen Widerspruch zwischen Freiheit und Zwang, Mensch und Gehäuse, Natur und Geometrie. Formale Strenge, Dominanz des rechten Winkel, Kühle des Materials, symmetrische Strukturen, Uniformität: Güterslohs Gefängnis spiegelte Funktion und Zeitgeist zugleich.

Die Ausstellung vermittelte Innenansichten von Räumen, in denen aufzuhalten sich niemand wünscht. Wegen dieser Fremdheit blieb das Gebäude, solange es stand, in Gütersloh weitgehend unbeachtet. Dem Verschwinden folgte die fotografisch-künstlerische Erinnerung an „Europas schönstes Gefängnis“.

Vom 7. März bis zum 18. April 2004

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