Über die Ostsee in die Freiheit. Maritime Fluchten aus der DDR

Ein wichtiges Element der Abschottung der DDR zu ihren westlichen Nachbarländern stellte die „Sicherung der Ostseegrenze“ dar. Nach dem Bau der Mauer schien die Ostsee das Schlupfloch in die Freiheit zu sein, das am wenigsten gefährlich war.

Die SED-Führung konnte die Ostseeküste nicht einfach vermauern. Dennoch existierte ein ausgeklügeltes Grenzregime an Land und auf See. Die Ausstellung gab Einblicke in das enge Zusammenspiel von 6. Grenzbrigade Küste, Volksmarine, Staatssicherheit, Zoll, Polizei, zahlreichen zivilen Institutionen und einem Heer freiwilliger Helfer.

Die Ausstellung zeigte eine eindrucksvolle Sammlung originaler maritimer Fluchtmittel, z.B. ein Gerät, das einen Menschen durch das Wasser ziehen kann. Zu sehen waren außerdem verschiedene Typen von Aqua-Scootern, Tauchgeräte und Surfboards, aber auch originale Schlauch- und Paddelboote. Um die unsichtbare Mauer zu überwinden, bauten die Ostseeflüchtlinge in geheimen Verstecken sogar U-Boote. Diese und andere Eigenbauten zeugen von ihrer Kreativität und Improvisationskunst, aber auch von Not und Freiheitswillen.

ostseefluchtenWie groß musste der Leidensdruck sein, wenn sich Menschen den lebensbedrohlichen Risiken einer Flucht über die Ostsee aussetzten? Antworten auf diese Frage gaben die Schicksale von Flüchtlingen, wie das eines Arztes aus Rostock, der 25 Stunden über die Ostsee bis nach Fehmarn schwamm, um nicht für seine Karriere in die SED eintreten zu müssen. Eine andere Tafel berichtet vom Erbauer eines U-Bootes, der sich aus dem Netz der Stasi befreien wollte. Wie brutal die Grenztruppen gegen Flüchtlinge vorgingen, dokumentiert die Geschichte eines Fernfahrers, der nicht mehr auf Tour durfte. Während seines Fluchtversuches mit einem Motorboot wurden er und seine beiden Söhne durch den Tiefflug zweier Hubschrauber zum Aufgeben gezwungen.

Mit der deutschen Wiedervereinigung konnte die Fluchtbewegung aus der SBZ/DDR über die Ostsee untersucht und dokumentiert werden. 1992 veröffentlichten Christine Vogt-Müller und Bodo Müller zu diesem Thema das Buch „Über die Ostsee in die Freiheit“. Es entstand die Idee, das dafür gesammelte Material für eine Ausstellung aufzubereiten. Mehr Informationen dazu auf www.ostseefluchten.de.

Vom 3. Oktober bis zum 30. November 2005

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