Der Zweite Weltkrieg aus deutscher und französischer Sicht

2017 blickten Gütersloh und Châtearoux im französischen Département Indre auf eine 40 Jahre währende Städtepartnerschaft zurück, die für viele Personen und Vereine mittlerweile zu einer herzlichen deutsch-französischen Freundschaft geworden ist. 2018 wagten sich die beiden Partnerstädte gemeinsam an die Aufarbeitung eines sensiblen Teils der deutsch-französischen Geschichte. Vom 14. Juni bis 19. August 2018 war die gemeinsame Sonderausstellung „Aus Feinden werden Freunde. Gütersloh und Châteauroux im Zweiten Weltkrieg“ bei uns zu sehen.

Dass beide Länder bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erbitterte „Erbfeinde“ waren ist nicht vergessen, aber zum Glück nur noch eine historische Episode. 2014 arbeiteten deutsche und französische Historiker einen Teil dieser bitteren Geschichte in der Ausstellung Der Große Krieg? Châteauroux und Gütersloh im Ersten Weltkrieg auf, die in beiden Partnerstädten zu sehen war und anschließend auch noch in Polen gezeigt wurde. Die Ausstellung zum Zweiten Weltkrieg wurde von der gleichen Fachredaktion erarbeitet, der die Archive der beiden Städte – Jean-Louis Cirès aus Châteauroux und Stephan Grimm aus Gütersloh – sowie die Historiker Norbert Ellermann und Alain Giévis angehörten.

Die Ausstellung legte den Fokus erneut darauf, wie die Bevölkerung an der sogenannten „Heimatfront“ den Krieg erlebte. Während Châteauroux sich bereits in den ersten Kriegsmonaten voll im Kriegsgeschehen befand, wurde das Stadtleben in Gütersloh erst spät direkt vom Krieg beeinflusst. Die Unmenschlichkeit des NS-Systems machte auch nach Abzug der Deutschen aus Châteauroux, das dem sogenannten „Vichy-Regime“ unterstand, nicht halt, da diese Marionettenregierung die Rassenideologie der Nazis übernahm. Und auch wenn die Begleitumstände sich stark unterschieden: Bombardierungen, Plünderungen und der Verlust von Freunden und Angehörigen waren traumatische Erlebnisse für die Bevölkerung beider Städte.

Mehr als zwei Dutzend zweisprachige Ausstellungstafeln stellten mit Bilder und Dokumenten das Kriegserlebnis in beiden Städten dar, thematisierten Ähnlichkeiten und Unterschiede und fanden trotz des ernsten Themas einen versöhnenden Abschluss. Die letzte Tafel „Aus Feinden werden Freunde“ thematisierte die erfolgreiche Städtepartnerschaft und erinnerte daran, dass deren Begründer die Kriegszeiten noch direkt miterlebt haben und daraus eine ganz bewusste Lehre gezogen haben.

Die Ausstellung wurde in Gütersloh durch deutsche Exponate zu den Themen „Propaganda“, „Alltag“ und „Luftkrieg“ erweitert. Ab Mitte September sind die Tafeln dann – begleitet von Ausstellungsstücken aus Frankreich – in Châteauroux zu sehen. Da die Ausstellung von der Planung bis zur Eröffnung als binationales Projekt durchgeführt wurde, konnten die beiden Städte einen Zuschuss aus dem Wettbewerb „Europa bei uns Zuhause“ des Europaministeriums Nordrhein-Westfalen einwerben.

Die Glocke berichtete über die Ausstellungseröffnung unter der Überschrift „Aus Feinden werden Freunde“.

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