Es ist ein Highlight, wenn nicht das Highlight im pädagogischen Angebot der Stadt Gütersloh: die Stadtrallye für Grundschulklassen, die seit 2000 jedes Jahr (meist im April) mehrere Hundert Kinder begeistert. In Gruppen reisen sie einen Vormittag lang in das Gütersloh des Jahres 1875 und treffen an mehreren Stationen Gütersloher Zeitgenossen – so auch im Stadtmuseum.
Rund 16 Ehrenamtliche schlüpfen in die Rollen berühmter Persönlichkeiten der Stadtgeschichte wie Bürgermeister Emil Mangelsdorf, Webereibesitzer Wilhelm Greve oder das Unternehmerpaar Ferdinand und Marie Bartels. Sie spielen aber auch einfacher Gütersloher Bürger: Dienstmädchen, Handwerker, Marktfrauen.
Die Jungen und Mädchen, ausgestattet mit Zylindern und Hauben, erleben die Rollen-Spieler an Orten, die es auch 1875 schon gab, wie die Martin-Luther-Kirche, die Weberei Greve & Güth (heute soziokulturelles Zentrum Die Weberei), das Gesellschaftshaus der Gesellschaft Eintracht (heute Tanzschule Stüwe-Weissenberg) und die Kornhandlung Angenete – unser heutiges Stadtmuseum.
Dort treffen Sie auf einen Handlungsreisenden (hier gespielt von Aaron Schäfers) aus Hamm, der die Seidenweberei der Gebrüder Bartels besuchen will. Er kommt vom Bahnhof – mit der Dampflok hat er für die 50 Kilometer von Hamm nach Gütersloh „nur“ anderthalb Stunden benötigt. Ein ICE schafft die Strecke heute in einer Viertelstunde.
Im Museumscafé lernen die Kinder anschließend Oma Stedtfeld (gespielt von Lucie Göhlsdorf) kennen, die in diesem Fachwerkhaus früher gewohnt hat. Das Häuschen, ebenso wie das benachbarte Schlachthaus, stand auf dem „Busch“, wie das historische Wohnviertel an der Berliner Straße, etwa in Höhe des heutigen Rathauses, hieß.
Oma Stedtfeld stellt den Kindern die Kleidung der ärmeren Leute vor. Sie trägt nahezu jeden Tag dasselbe, an den Füßen Holzschuhe, im Sommer geht sie meist barfuß. Jeden Montag zieht sie ihren Kinder für die Schule saubere Wäsche an, die sie mühevoll mit der Hand gewaschen hat. Wenn die Kinder in der Schule ankommen, sind die Sachen aber wegen der staubigen Wege meist schon wieder schmutzig. Geschlafen wird auf Strohsäcken. Oma Stedtfeld meint, es sei nicht schlimm, wenig zu besitzen, denn so könne man auch nicht viel verlieren. Reiche Menschen würden sich dagegen ständig Sorgen machen, dass ihnen ihre Taschenuhr geklaut würde – solche Sorgen kenne sie nicht. Zudem habe sie jeden Tag zu essen, ein Dach über dem Kopf und einen Ofen – wirklich arm sei sie also gar nicht.
Eine Veranstaltung des Fachbereichs Kultur und Sport. Siehe dazu auch auf den Seiten der Stadt Gütersloh ›Gütersloher Grundschüler entdecken das bürgerliche Leben im 19. Jahrhundert.
Fotogalerie mit 4 Fotos zur Stadtrallye:
Stadtrallye-Lageplan als PDF zum Herunterladen