Medizingeschichte

medizinhistGütersloh war und ist die Heimat zahlreicher Ärzte, die in ihrem Fach z.T. internationale Bekanntheit erlangten – bekanntester Vertreter dürfte Friedrich Daniel von Recklinghausen sein. Zudem geht unser Museum und seine Sammlung auf den Gütersloher Arzt Dr. Wilhelm Angenete zurück. Zwei Gründe, warum die Medizingeschichte einen breiten Raum in unserem Haus einnimmt.

medizinhist2Unsere Ausstellung zur Medizingeschichte erhielt 1990 den Spezialpreis zum Europäischen Museumspreis (European Museum of the Year Award, EMYA). Sie verbindet allgemeine Entwicklungen der Medizingeschichte („Medizin in Antike, Mittelalter und Neuzeit“, „Vom Heilgott zum Halbgott in Weiß“) mit lokalen Bezügen. Zu sehen sind viele Instrumente und Einrichtungsgegenstände aus der Praxis Dr. Angenetes, darunter ein Skelett – unser Hausmaskottchen – sowie Lehr- und Anschauungsmaterialien zum Teil noch aus den 1920er und 1930er Jahren. Ein Schmuckstück ist der Verkaufsraum einer als Apotheke eingerichteten Drogerie von 1890.

Stolz sind wir auf den Schreibtisch des Medizin-Nobelpreisträgers Robert Koch (1843–1910), den er in seiner Zeit als Direktor am Institut für Hygiene in Berlin (1885–1891) nutzte. Der Schreibtisch gelangte durch die Vermittlung des Gütersloher Medizinhistorikers Prof. Dr. Dr. Axel Hinrich Murken zu uns.

Vom Zahnwurm zur eisernen Lunge

zahnarzteinrichtung-um-1955Kuriose Ausstellungsstücke sind zwei Zahnarzteinrichtungen von 1925 und 1955, die deutlich machen, dass man auch schon vor der Gesundheitsreform gut daran tat, nicht krank zu werden… (Aquarell von Walter Fleger, 2003)

Rätselraten, um was für ein Exponat es sich handeln könnte, löst oft der der Gebärstuhl einer Hebamme aus, eine zusammenklappbare, per Fahrrad transportierbare Bank mit einem Loch in der Mitte, durch das das Neugeborene passte.

Eiserne LungeDas Exponat, das bei Besuchern die meisten Fragen und Kommentare auslöst, ist aber zweifellos unsere Eiserne Lunge, eine stählerne Druckkammerröhre, in der ein Lungenpatient dauerhaft lebte. Heute können in Deutschland kaum ein Dutzend dieser Beatmungsgeräte öffentlich betrachtet werden. Die Eiserne Lunge wurde in den 1950er Jahren für Patienten mit Lungenleiden eingesetzt. Auch im Jahre 2008 wurde sie noch verwendet. Heutzutage haben sich die Heilverfahren jedoch grundlegend geändert. Berühmtestes Beispiel ist „Superman“ Christopher Reeve (1952–2004), der mit einer mobilen Lungenfunktionshilfe lebte.

Viele Exponate können wir aus Platzgründen gar nicht dauerhaft ausstellen, sondern verwaren sie in unserem Magazin. Das ermöglicht es uns, solche Stücke anderen Museen als Leihgabe zur Verfügung zu stellen oder aber medizinhistorische Sonderausstellungen in unserem Hause aus unserem eigenen Bestand zu ergänzen. Außergewöhnliche Exponate stellen wir in der monatlichen Rubrik „Das starke Stück“ in der Neuen Westfälischen vor.

Eine tolle 360°-Tour durch unsere medizinhistorische Abteilung gibt es bei Google Streetview:

stadtmuseum-streetview

Und ein Video der Simsonfreunde OWL von 2013: