„Das sind ja bloß Kinderkrankheiten“ hört man häufig, wenn etwas noch nicht recht funktioniert, oder wenn etwas als nicht so gravierend empfunden wird. Kinderkrankheiten sind also nicht so schlimm, gehen vorbei, jeder hat sie mal, aber dann nicht wieder. Oder?
Unsere heutige medizinische Versorgung ist zum Glück so gut, dass sich klassische Kinderkrankheiten wie etwa Masern, Windpocken usw. heilen lassen. Hingegen sollte nicht vergessen werden, wie gefährlich diese Krankheiten früher waren – und auch heute noch sein können. Man denke nur an vernachlässigten oder verweigerten Impfschutz.
Krankheiten gehören auch untrennbar zur Welt des Kindes dazu. Von der einfachen Erkältung bis hin zur Infektionskrankheit, von Schrammen und kleineren Wunden bis hin zu größeren Verletzungen, die beim Spielen, im Straßenverkehr oder zu Hause entstehen. Dementsprechend gehören auch Ärzte, Zahnärzte und Krankenhäuser zur Kinderwelt. Kinderspiel erhält seine Anregungen in erster Linie aus der unmittelbaren Lebenswelt des Kindes. Wen wundert es dann, wenn Kinder nicht nur „Vater, Mutter, Kind“ spielen, sondern auch Arzt, Krankenschwester und Patient? Noch dazu, wenn das passende Spielzeug in Form von Arztkoffern und Verkleidungsuntensilien bereit gestellt wird. Oder in Form von Kinderbüchern, die sich mit Krankheit, Medizin und Heilung befassen.
Interessanterweise existiert beides noch nicht allzu lange – jedenfalls nicht in der heutigen Vielfalt. Es fällt auf: Während es lange Zeit nur sehr selten Kinderbücher mit Krankheitsbezug gab, so setzte in den 1960er Jahren ein großer Anstieg der herausgegebenen medizinischen Kinderbücher ein. Älteres Spielzeug ist ebenfalls schwierig zu finden.
Erstmals spürte die Ausstellung der Entwicklung der pädagogischen Intentionen nach, die die Angst vor Krankheit und Arztbesuch nehmen sollen. Der Wandel des Arztes von der Autoritäts- zur Vertrauensperson war nachvollziehbar.
Möglich wurde die Schau durch die umfangreiche Sammlung des Medizinhistorikers Prof. Dr. Dr. Axel Hinrich Murken. Die Ausstellung wurde unterstützt durch die 2007 gegründete Gesellschaft der Freunde und Förderer der medizingeschichtlichen Sammlung im Stadtmuseum Gütersloh. Konzeption und Realisierung übernahmen Dr. Tina Ebbing, Peter Ridder, Isabel Rodrìguez Pola M.A., Romy Starke, Martin Wedeking und Dr. Rolf Westheider.
Der Welt des Spielzeugs und der Kinderliteratur ist ein Aspekt gemeinsam: Anders als im wirklichen Leben lassen sich Krankheiten meist viel einfacher bewältigen. Es ist eben „alles halb so schlimm…“.
Das Foto stammt aus dem ausstellungsbezogenen Begleitprogramm, hier anhand des Kinderbuchs „Die unglaubliche Geschichte von Kroky – und wie er in der Kinderklinik gerettet wurde“ mit Ergotherapeut Rodrigo Barros (links) und Museumspädagoge Norbert Ellermann.
Vom 7. Dezember 2008 bis zum 22. Februar 2009