Kunst in der Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg

Die Ausstellung der französischen Künstler Maurice Delavier und Gaston Cherrier fand 2010 im Rahmen der Städtepartnerschaft Châteauroux–Gütersloh statt. Delavier saß in der Zeit von 1940 bis 1945 im Stalag VI in Hemer ein, wo der Großteil seiner Zeichnungen entstand.

delavierDer begabte Maler hatte sich zum Sanitätsdienst gemeldet und so Zugang zu allen Bereichen des Lagers. er hielt das Lagerleben in vielen Zeichnungen fest, die er mit einfachsten Mitteln anfertigte. Die wertvollen Dokumente konnte er bei seiner abenteuerlichen Freilassung mitnehmen: Durch einen Trick schaffte er es, die Lagerleitung zu verlassen und in ein Lazarettzug verlegt zu werden, der ihm die Freiheit bescherte.

Das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung von Paris durch die Alliierten erlebte Maurice Delavier im vierten Stock seines Pariser Appartements (in dem vor ihm Henri Matisse gewohnt hatte), von wo aus er von diesen Ereignissen viele Fotos machte, die bis heute in diversen Ausstellungen gezeigt werden.

Reportage des Lagerlebens

delavier2Seine Werke zeigen beeindruckende Szenen des Lagerlebens der Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg. Herausragend sind die Portraits, der Insassen, die mit leerem Blick an ihrem Betrachter vorbei sehen. Die mit sicherer Hand gefertigten Porträts von Mitgefangenen geben wie durch einen Spiegel auch den Blick auf die Verfassung des Künstlers frei. Die mit wenigen Strichen gesetzten Bleistiftzeichnungen des Lagerlebens schaffen Ansichten, wie sie Fotos nicht hätten eindrucksvoller dokumentieren können. „Die Gefangenen sind von ihrer Unfreiheit gezeichnet, es spricht aus ihren Gesichtern“, so Museumsleiter Dr. Rolf Westheider, „die Werke wirken wie eine Reportage des Lagerlebens.“

Die Zeichnungen erreichten das Archiv in Châteauroux über eine Stiftung. Zwei Schwestern, die den in Frankreich sehr bekannten Künstler in Paris kennengelernt hatten, überließen die gut 100 Werke dem heimischen Stadtarchiv, wo sie über Jahrzehnte für die Öffentlichkeit unzugänglich gelagert waren.

Ergänzt wurde die Ausstellung durch Aquarelle und Zeichnungen von Gaston Cherrier, einem französischem Kriegsgefangenen, der in einem Lager nahe der polnischen Grenze einsaß.

kriegsgefangenschaft

Bevor die Ausstellung ins Stadtmuseum zog, wurde sie in Châteauroux gezeigt. Eine Städtepartnerschaft, ins Leben gerufen durch zwei ehemalige Kriegsgefangene, den Deutschen Fritz Jakobtorweihen und den Franzosen Henri Pasquet, die eine tiefe Freundschaft verband. Eine Delegation aus Châteauroux war bei der Ausstellungseröffnung zugegen, unter anderem auch Marc Pasquet, der Sohn des Begründers der Städtepartnerschaft. Nach der Eröffnung stand für die französischen Gäste ein Besuch der Landesgartenschau in Hemer auf dem Programm, auf deren Gelände sich das ehemalige Stalag VI befindet.

Die Neue Westfälische berichtete unter der Überschrift Kunst aus der Gefangenschaft.

Vom 24. April bis zum 20. Juni 2010

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