
Die Ausstellung widmete sich den Geschehnissen der letzten Kriegstage im Jahr 1945 in Gütersloh, zeigte die Phase des Übergangs und die ersten Monate des mühsamen Weges zu einer „Normalität auf niedrigstem Niveau“.
Die Auswirkungen der alliierten Luftangriffe auf Gebäude und Verkehrswege, die absurden Verteidigungspläne mit Hilfe des sogenannten Volkssturms, schließlich die kampflose Übergabe der Stadt an die amerikanischen Befreiungstruppen, der mühsame politische Übergang, der Mangel an allem: dies und mehr sind Aspekte der „Stunde null“ in Gütersloh.
„Wir haben die zentrale Aufgabe, Stadtgeschichte zu erforschen und darzustellen. Ein Tag, der immer in Erinnerung bleibt, ist der 2. April 1945. In der Ausstellung wollen wir einen Blick auf diese Zeit richten“, sagte Museumsleiter Dr. Rolf Westheider. Dabei sei es eine Herausforderung, dieses Ereignis jedes Mal neu aufzurollen, erklärte Archivar Stephan Grimm. Umso erfreuter waren alle Beteiligten, dass sich unter den Ausstellungsstücken auch neue, bis dahin unbekannte Quellen befanden.
Dazu gehörten acht Bilder, die von einem amerikanischen Kriegsberichterstatter während der kurzen Besatzungszeit aufgenommen worden waren und die das National Archives and Records Administration in Washington erst kurz zuvor zur Verfügung gestellt hatte. Neben intensiven Recherchen und Kontaktpflege spielte auch der Zufall eine Rolle: „Völlig unerwartet bekam ich Anfang 2015 aus Österreich eine Kiste mit alten Fotos zugeschickt“, erzählte Stephan Grimm. Darunter war ein Foto von Oberstleutnant Ulmer auf dem Gütersloher Flugplatz. „Das sind spannende neue Quellen“, freute sich auch Dr. Westheider.
Sie erinnerten mit der Ausstellung an das Kriegsende vor 70 Jahren: Stadtarchivar Stephan Grimm, Rudolf Herrmann, Museumsleiter Dr. Rolf Westheider und Renate Horsmann, Vorsitzende des Heimatvereins, neben eine Puppe, die die Ausrüstung eines amerikanischen Panzersoldaten trägt.
Die aufgetauchten Fotografien ergänzten den großen Beitrag von Rudolf Herrmann ebenso wie historische Gegenstände aus dem Fundus des Stadtmuseums sowie aus der Sammlung des Salzkotteners Alexander Witte. Die Ausrüstung eines amerikanischen Panzersoldaten, ein Luftschutzverbandskasten und zahlreiche Armbinden ließen einen Eindruck von den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges entstehen.
Ausgestellt wurden außerdem Dokumente, die Bekanntmachungen der Bürgermeister Paul Thöne und Adam Weinand sowie ein Originalbrief von Bataillonsführer Alfred Bartels an Bürgermeister Josef Bauer und Oberst Richard Kröhl, in dem er die unvollständige Ausrüstung des Volkssturms anspricht und einen Einsatz ablehnt.
Martin Wernekenschnieder hatte die Texte für die Ausstellung aufbereitet. Ergänzt wurde die Ausstellung durch die Filmvorführung der DVD „Als die Amerikaner kamen“ aus der Editionsreihe „Westfalen in historischen Filmen“ des LWL-Medienzentrums. Zudem fanden zwei Erzählcafés statt, bei denen weitere Zeitzeugen zu Wort kamen:
- Kriegsende in Gütersloh: „Stunde Null“ war ein Neubeginn
- Zwischen Befreiung und Bedrohung: Zeitzeugen erinnern sich beim Erzählcafé an das Kriegsende
Siehe auch den lesenswerten Beitrag der Serie „Kriegsende in Gütersloh“.
Vom 12. April bis (ursprünglich 31. Mai, verlängert bis) 28. Juni 2015
Bildergalerie mit 8 historischen Fotos, 5 Bildern aus der Ausstellung und 3 Flugblättern:
- Bild 1 von 17: April 1945: ein US-Soldat am Grab eines deutschen Soldaten am Flugplatz Gütersloh
- Bild 2 von 17: Die Alliierten flogen zwischen 1939 und 1945 fast 40 Luftangriffe auf Gütersloh.
- Bild 3 von 17: Südseite der Blessenstätte Ende März 1945. Hier standen die Häuser Nr. 19 und 21. Links am Rand der Turm der St.-Pankratius-Kirche. Die Blessenstätte war die am schwersten zerstörte Straße in Gütersloh. Sie wurde bei mehreren Bombenangriffen getroffen.
- Bild 4 von 17: Amerikanische Soldaten hindern nach Kriegsende russische Gefangene an der Plünderung der Fleischfabrik Sewerin (am heutigen Standorts des Media-Markts)
- Bild 5 von 17: Der nach einer Bombadierung schwer zerstörte Gütersloher Bahnhof wurde nach Kriegsende von den Amerikanern gesprengt, um aus dem Schutt eine Rollbahn auf dem Flugplatz an der Marienfelder Straße zu befestigen.
- Bild 6 von 17: Gütersloh war nach dem Zweiten Weltkrieg zu 25% zerstört.
- Bild 7 von 17: Luftaufnahme der Verler Straße in Höhe Stadtpark – von Bombenkratern übersät
- Bild 8 von 17: Deutsche und befreite Zwangsarbeiter rollen Tarnnetze für die amerikanischen Soldaten auf. Schauplatz ist die ehemalige Möbelfarbrik Nordmann an der Neuenkirchener Straße, wo die Amerikaner kurzzeitig stationiert waren.
- Bild 9 von 17: Der sogenannte Volkssturm sollte einen äußeren (blau markiert) und einen inneren Verteidigungsring (rosafarben markiert) halten.
- Bild 10 von 17: Museumsleiter Dr. Rolf Westheider zeigt Bombensplitter
- Bild 11 von 17: Nachdem wir 2014 an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnert hatten, beleuchten wir 2015 das Ende des Zweiten Weltkriegs in Gütersloh: Alles auf Anfang?
- Bild 12 von 17
- Bild 13 von 17
- Bild 14 von 17
- Bild 15 von 17
- Bild 16 von 17: Ärmelabzeichen eines amerikanischen GI
- Bild 17 von 17: Gütersloh sollte auf jeden Fall gehalten werden: dazu wurde ein äußerer (blau) und innerer (rosa) Verteidigungsring geplant, aber nie verwirklicht.