Friedrich Daniel von Recklinghausen beschrieb mehrere Krankheitsbilder, die noch heute mit seinem Namen verbunden sind. Geboren wurde er als Sohn des evangelischen Lehrers und Küsters in Gütersloh am 2. Dezember 1833. Seit 1988 weisen wir als Teil unserer Dauerausstellung zur Geschichte der medizinischen Versorgung auf Recklinghausen hin und erinnern seit 1995 mit einer Tafel an seinem ehemaligen Schulgebäude an den weltberühmten Pathologen.
In der Sonderausstellung zeigten wir mit Druckwerken aus dem 17. Jahrhundert und Präparaten aus dem 19. und 20. Jahrhundert die Entstehung der Pathologie als medizinische Fachdisziplin an Beispielen von Andreas Vesalius (1514–1564) bis hin zu Rudolf Virchows grundlegender „Zellularpathologie“ von 1858.
Während die französische Regierung in Straßburg bereits 1819 den weltweit ersten Lehrstuhl für die damals noch anatomische Pathologie genannte Disziplin eingerichtet hatte, begann der Aufstieg des Faches in Deutschland durch die Gründung des Lehrstuhls in Würzburg im Jahr 1845. Dort lehrte Rudolf Virchow, als Recklinghausen 1852 sein Studium der Medizin beginnen konnte. Virchow wurde sein Lehrer und Mentor und war nicht unwesentlich daran beteiligt, dass Recklinghausen 1864 der erste Professor der Pathologie in Deutschland wurde, der dieses Fach bereits als Student kennengelernt hatte. 1865 wurde er auf den Pathologen-Chefsessel in Würzburg berufen.
Wissenschaftlicher Motor
Aus den zum Teil leidvollen Würzburger Erfahrungen mit den räumlichen Bedingungen pathologischer Arbeit entwickelte er ein Raumprogramm für Sektions-, Arbeits- und Sammlungsräume mit Hörsaal, das er in Straßburg in einem vorbildlichen Institut gemeinsam mit dem anatomischen Institut errichten lassen konnte. Zu dessen Eröffnung stellte von Recklinghausen 1877 fest, dass „wir nicht mehr in Zeiten leben, in welchen die Untersuchung menschlicher Leichen das Tageslicht zu scheuen hätte“. Recklinghausen stand zu dieser Zeit selbst seit Jahren im Zentrum seiner Wissenschaft, die er bewusst für die Erhöhung des kulturellen und wissenschaftlichen Prestiges des deutschen Kaiserreiches einsetzte. Danach richtete er seine „Arbeit für Kaiser und Reich“ im ehemals französischen Straßburg bewusst aus.
Wir zeigten teilweise mit Original-Leihgaben aus der Hand Recklinghausens aus dem Straßburger Institut für Pathologie und mit Unterstützung des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité sowie des Instituts für Anatomie der Universität Münster beispielsweise Objekte zur Neurofibromatose als bekanntester der Recklinghausen-Krankheiten.
Die Gabe von Vitamin D
Auch Präparate zur Osteodystrophia fibrosa generalisata als zweitem „Morbus Recklinghausen“ waren zu studieren. Verwandt damit ist auch das Skelett einer Frau mit Osteodystrophia deformans, das um 1840 im Straßburger Institut einging und das auch Recklinghausen untersuchte.
Als Friedrich Daniel von Recklinghausen 1910 starb, vervollständigte sein Sohn Heinrich das Alterswerk über Rachitis und Osteomalazie. In ihm wurde aufgrund langer Untersuchungsreihen erstmals die Rachitis als kindliche Erscheinungsform der Osteomalazie beschrieben. Erst die Generation nach Recklinghausen konnte erkennen, dass Vitamin-D-Mangel die Krankheitsursache war. Seit 1939 wird die Gabe von Vitamin D bereits in der Säuglingsnahrung als Vorbeugung gegen die Knochenerweichung eingesetzt.
Text von Heinrich Lakämper-Lührs
18. Mai bis zum 24. September 2000