„Tsingtao-Bier“ ist dem einen oder anderen Chinarestaurant-Besucher heute noch bekannt. Dass diese Brauerei ein Überbleibsel aus der kurzlebigen deutschen Kolonialgeschichte in China ist, dürften hingegen nur noch wenige wissen. 2018 zeigten wir gemeisam mit den Stadtarchiven Gütersloh und Harsewinkel sowie dem Kreisarchiv Warendorf, dass „Tsingtau“ vor und während des Ersten Weltkriegs auch in Ostwestfalen ein Begriff war.
1897 hatte das Deutsche Kaiserreich mit einem durch militärische Drohkulissen forcierten Pachtvertrag das „Deutsche Schutzgebiet Kiaotschau“ erworben. Als Hauptstadt dieses Gebiets war die Stadt, die im deutschen damals „Tsingtau“ und heute „Qingdao“ geschrieben wird, Sitz des deutschen Gouverneurs und Garnison des III. Seebataillons der Marine. Über den Militärdienst kamen auch Soldaten aus Ostwestfalen nach Fernost und auch einige der in China tätigen Missionare hatten Wurzeln in der Region.
Nach Kriegsausbruch 1914 war der kleine deutsche Außenposten leichte Beute für Briten und Japaner, die die Kolonie bereits im November des ersten Kriegsjahres einnahmen. Für die dort stationieren Deutschen war die Niederlage Beginn einer mehrjährigen Kriegsgefangenschaft und Odyssee, die sie teilweise erst 1920 wieder in die Heimat zurückführte.
Die Ausstellung zeichnete zunächst die heute weitgehend vergessene Geschichte der kleinen deutschen Kolonie in China nach und zeigte anhand einiger Biografien aus den Kreisen Gütersloh und Warendorf, wie es Menschen aus der preußischen Provinz Westfalen (rund 300 der Soldaten dürften aus dem Gebiet des heutigen Ostwestfalens gekommen sein) in die chinesische Provinz Shandong verschlug und was sie dort erlebten.
Die Tageszeitung „Die Glocke“ berichtete online ›über die Ausstellung, und auch das Westfalen-Blatt war ›Auf deutschen Spuren in China.
Vom 30. September bis 11. November 2018
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Drei Soldaten aus Ostwestfalen, die in den Jahren nach 1900 in Tsingtau stationiert waren.
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Zwei Matrosen der kaiserlichen Marine in einer Rikscha in Tsingtau. Am linken Bildrand steht ein Posten des III. Seebataillons.
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Studenten der deutsch-chinesischen Hochschule 1910 (Foto: Bundesarchiv)
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Deutsche Bäckerei
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Blick in die Ausstellung. Im Hintergrund der Nachbau des Raumes eines japanischen Strafgefangenenlagers.
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Fotoalbum “Erinnerrung an meine Reise nach Ostasien mit der SMS Irene 1895-1898”, eine Leihgabe des Stadtarchivs Gütersloh. Die SMS Irene war kurzfristig das Flaggschiff der deutschen Marine. Der Besitzer des Albums, Friedrich Kissing (1875-1966) diente als Marineartillerist.
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Stadtansicht um 1910. In der Bildmitte die kurz zuvor fertig gestellte evangelische Kirche (Foto: Bundesarchiv)
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Das Luftbild zeigt deutlich, wie die Deutschen Tsingtau nach ihren Vorstellungen entwickelten. In der Mitte mit dem vorgelagerten Park und der Prachtstraße ist das Gourvenementsgebäude zu sehen. (Bild: Bundesarchiv Berlin)
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Vom Anblick der Häuser her könnte diese Aufnahme auch in Europa entstanden sein. Sie zeigt, von der Arkona-Insel aus gesehen, die chinesische Stadt Tsingtau, die die deutsche Regierung zu einem Aushängeschild ihres Wirkens machen wollte.
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Deutschsprachige Grußkarte aus der Kolonialzeit (Foto: Cora Jungbluth)
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Der Weg nach Tsingtau: Diese Postkarten von seinen Reisestationen sammelte der lippische Soldat August Hofmeister (1886-1962) während seiner Überfahrt nach Cina 1907.
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Der Weg nach Tsingtau
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Post in Tsingtau: Bereits der erste Truppentransport zur Besetzung Tsingtaus auf dem Dampfer “Darmstadt” wurde von zwei Postbeamten begleitet. So konnte nach der offiziellen Einrichtung der Kolonie im April 1898 ein Postamt unter Hoheit der Postagentur Shanghai eröffnet werden, die bereits 1886 in der Räumen des deutschen Konsulats eingerichtet worden war.
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Tsingtau in der Propaganda: Trotz des kompletten Verlusts der Kolonie wurde der “Kampf um Tsingtau” bereits während des Ersten Weltkriegs propagandistisch genutzt.
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Dieses Teeservice kaufte August Sunermann gegen Ende seiner Dienstzeit in Kiautschou und schenkte es nach seiner Rückkehr in 1910 der Familie seines Bruders.
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Das von den Deutschen gebaute Bahnhofsgebäude im heutigen Qingdao (Foto: Cora Jungbluth)
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Hauptquartier der “Tsingtao”-Brauerei, die auf eine deutsche Gründung zurückgeht.
Nach Ende der Ausstellung in Gütersloh wanderte sie weiter und wird bis zum 31. Januar 2019 im ›Kreishaus Warendorf gezeigt.