Nachbericht: Bei Joseph Beuys in die „Lehre gegangen“

Im Rahmen der derzeitig laufenden Sonderausstellung „Joseph Beuys – In Bewegung. Plakate – Stationen seiner Kunst“ hat die Verler Künstlerin und Beuys-Schülerin Rose Lichtenberger am vergangenen Freitag allerhand Informatives und Spannendes zu dem außergewöhnlichen Professor zu berichten gewusst.

Amüsant, aber auch ernst sind die Geschichten, die sie über den Mann mit dem Hut zu erzählen weiß. Fünf Jahre lang ist sie bei ihm in die Lehre gegangen, in die Akademie mit internationalem Flair in Düsseldorf. Beide gebürtig aus Kleve am Niederrhein, sagt Rose Lichtenberger heute über ihn, Beuys habe ihr ganzes Leben geprägt, obwohl der Kontakt nach der Zeit ihres Studiums abgerissen sei. Sie beschreibt ihn als einen Mann, der seinen privaten Bereich vor den Studenten stark abgrenzte, der aber auch sagte: „Ich nehme alle auf, aber sie müssen sich bewähren! Wer nicht denken will, fliegt raus.“

Beuys sei unbestechlich gewesen und habe ein sehr gutes Gedächtnis gehabt. Eine Arbeit zweimal vorlegen, das funktionierte nicht. Er bewertete nur mit den Worten „gut“ oder „nicht brauchbar“, begründete aber seine Entscheidungen nie. Beuys konnte herzhaft lachen, er habe die Menschen an-, aber nicht ausgelacht. Allerdings seien ihm auch spöttische Bemerkungen nicht fremd gewesen; gebrüllt habe er jedoch nie.

Ein brillanter Klavierspieler war der Professor, erinnert sich Rose Lichtenberg. Sie selbst sah ihn nicht als Künstler, sondern als Lehrer. Seine Studenten nannten ihn nur schlicht „Beuys“, der Professorentitel war im Umgang unwichtig. Lichtenberger hat Höhen und Tiefen dieses umstrittenen Künstlers miterlebt. Da war z. B. sein Akademieverbot. 6.000 Unterschriften sammelten sie damals, um die „normalen“ Bürger davon zu überzeugen, dass Beuys für die Studenten wichtig war. In dieser Zeit habe sie gelernt zu argumentieren, auch eine Kunst.

Ein weiterer Programmpunkt für die bis zum 15. September 2021 laufende Sonderausstellung „Joseph Beuys – In Bewegung. Plakate – Stationen seiner Kunst“ wird ein Besuch des Ateliers der Künstlerin Rose Lichtenberger in Verl sein. Der genaue Termin wird noch bekanntgegeben.

Angebote im Museumsshop

Das Buch zur Ausstellung

Ein illustrierter Begleitband mit dem Titel der Sonderausstellung zeigt ausgewählte Plakate sowie Fotos des Künstlers aus Düsseldorf und New York. Das Buch kann im Stadtmuseum Gütersloh käuflich zum Preis von 24 Euro erworben werden. Herausgeber des Buches ist Axel Hinrich Murken, ein aus Gütersloh stammender Arzt, Medizin- und Kunsthistoriker, der Beuys als Freund und Autor von 1968 bis zu seinem Tod begleitet hat.

Briefmarke individuell „La rivoluzione siamo Noi“

Anlässlich des Beuys-Jahres 2021 gibt das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr in Zusammenarbeit mit dem Museum für Moderne Kunst München und dem Förderkreis für das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr e. V. eine von der Deutschen Post gedruckte Briefmarke Individuell heraus. Die Briefmarke zeigt mit „La revoluzione siamo Noi“ („Die Revolution sind Wir“) eines der bekanntesten Motive von Joseph Beuys. Zunächst für eine Ausstellung 1972 in Neapel bestimmt, erfuhr die Fotografie des voranschreitenden Künstlers über Plakate und Einladungen eine weltweite Verbreitung.

Die Briefmarke Individuell ist im 10er-Bogen erhältlich und kann zum Kunst-Sonderpreis von 25 Euro plus Versandkosten im Stadtmuseum Gütersloh telefonisch unter 05241-26685 oder per E-Mail an info@stadtmuseum-guetersloh.de bestellt werden.

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