
Wer kennt es nicht, dieses meist aus fünf kleinen Herzen bestehende Gebäck? Waffeln lassen sich schnell mal zwischendurch backen und schmecken eigentlich immer – der Technik sei Dank!
Wer aber nur noch die heutigen elektrischen Waffelautomaten kennt, dem kommen die ältesten Waffeleisen fast wie Folterinstrumente aus fremden Zeiten vor. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, dass man seine Waffeln über dem Herdfeuer backen musste. Eine heiße, beschwerliche Angelegenheit – kein Wunder, dass es Waffeln meist nur zu besonderen Anlässen gab.
Der Jahreswechsel war so ein wichtiger Termin: Oft versammelte sich an den Tagen zwischen Silvester und Dreikönige die ganze Familie um den Herd, um gemeinsam „Neujahrskuchen“ zu backen und zu verzehren. Ein anderer Name war „Eiserkuchen“, benannt nach der Art, sie zwischen zwei heißen Eisenplatten zu backen. „Hörnchen“ oder „Röllchen“ wurden es, wenn man das dünne Gebäck unmittelbar nach dem Backen aufrollte – bevor es fest und knusprig wurde. Weiche Waffeln zu backen war nicht so einfach, der Teig gelang nicht immer – erst im 19. Jahrhundert gab es zuverlässige Hefe, später dann Backpulver zu kaufen.
Backen von Neujahrskuchen in der Burgsteinfurter Bauerschaft Sellen, um 1935
Foto: Stadtarchiv Steinfurt
Wir zeigten eine kleine Ausstellung „rund um die Waffel“. Die beiden Ausstellungsmacher Martin Wedeking und Norbert Ellermann hatten einen Querschnitt aus der vielfältigen Kulturgeschichte der Waffel erarbeitet. Neben Bildern waren zahlreiche Waffeleisen aus den letzten zwei Jahrhunderten zu sehen. Die Zangenwaffeleisen für knusprige und für weiche Waffeln, Waffeleisenaufsätze für den Kochherd, Waffelpfannen und elektrische Waffeleisen stammten aus unserem Magazin, aus den Sammlungen des >Leinewebermuseums Rheda und weiterer Heimatmuseen sowie von privaten Leihgebern.
Das Westfalen-Blatt veröffentlichte seinen Artikel unter der Überschrift >Rezept gleich mit eingegossen und auch die Neue Westfälische berichtete von der >Ausstellung über die Zubereitung der Waffel. Radio Gütersloh veröffentlicht anlässlich unserer Ausstellung >Die leckersten Waffelrezepte aus dem Kreis Gütersloh.
Vom 20. März bis zum 8. Mai, verlängert bis 22. Mai 2016
Bildergalerie mit 11 Fotos:
- Bild 1 von 11: Neujahrskuchenbacken in der Burgsteinfurter Bauerschaft Hollich, um 1900. Bild: Volkskundliche Kommission für Westfalen.
- Bild 2 von 11: Neujahrskuchenbacken in der Burgsteinfurter Bauerschaft Hollich, um 1920. Bild: Stadtarchiv Steinfurt.
- Bild 3 von 11: „De Waffelbakster“ (Der Waffelbäcker), 18. Jh., Aalten (Niederlande). Bild: Volkskundliche Kommission für Westfalen. Die Grafik zeigt einen gewerblichen Waffelbäcker, der am Kaminfeuer seines Hauses mit drei rechteckigen Waffeleisen weiche Waffeln backt. Seine Frau steht im Hintergrund an einem Tisch und verfeinert die frischen Backwaren. Der Text lautet übersetzt: „Ich backe um des Brotes willen, kein Brot, sondern Waffeln, wo der Leckerzahn sehr gern hineinbeißt, und mache sie bereit für Gästetafeln, aber Kirmes ist meine beste Zeit. Gott dank! Erfüllt ist all mein Wünschen, ich habe das Nötige, durch Sorgfalt und Fleiß, dadurch die Nahrung von den Menschen, gewonnen durch Wachsamkeit.“
- Bild 4 von 11: Fastnachtsszene mit Waffelbäckerin. Zeichnung von Hieronymus Bosch (1450-1516). Aus: Ellen N. Henkel, Wunderbare Waffeln, Essen 2003. Auch in den Niederlanden wurden zur Fastnachtszeit Waffeln gebacken: Eine ältere Frau sitzt am Kamin und backt Waffeln, während sie von verkleideten musizierenden und scherzenden Personen umringt ist. Möglicherweise handelt es sich bei der Frau um eine berufsmäßige Waffelbäckerin, die zum Backen ins Haus bestellt wurde.
- Bild 5 von 11: Eiserkuchenbacken in Westfalen, 1950er Jahre. Bilder: Volkskundliche Kommission für Westfalen; Fotograf: Rudolf Lindemann, Einbeck.
- Bild 6 von 11: Werbung für das Speisenmehl der Firma Hoffmann aus Bad Salzuflen. Bild: Stadtarchiv Bad Salzuflen. Aus: Ellen N. Henkel, Wunderbare Waffeln, Essen 2003
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- Bild 8 von 11: Die ursprüngliche Form sowohl für Eiserkuchen- als auch für Waffeleisen ist die Zangenform. Zwei geschmiedete oder gegossene eiserne Backplatten werden mit zwei angeschmiedeten Griffen zusammengepresst und ins Feuer gehalten. Man nutzt so einerseits die Hebelwirkung und hält andererseits Abstand zur Hitze des offenen Feuers. Natürlich fasst man beide Stangen besser mit einem Lappen an, um sich nicht am heißen Eisen zu verbrenne. Schneller geht es, wenn man mehrere Eisen im Feuer hat…
- Bild 9 von 11
- Bild 10 von 11: Waffelteig ist ein Rührteig, oder fachsprachlich besser: eine Rührmasse. Die Masse enthält hauptsächlich Eier, Fett, Zucker, Milch oder Wasser, Mehl und Stärke. Das Gebäck wird durch Zugabe von Backtriebmitteln (Hefe oder Backpulver) locker, vor allem aber durch Einarbeiten von Luft durch intensives Rühren bzw. Schlagen. Zu sehen u.a.: Schneebesen, Handrührgerät “Gerda”, Handmixer Krups 3 MIX 3000, Rührschüssel “Original Dr. Oetker 3 L”, Waffelautomat Type 7215
- Bild 11 von 11: Waffeln sind in aller erdenklicher Form im Handel zu kaufen. Neben weichen Waffeln eignen sich vor allem dünne, knusprige Waffeln dazu, da sie sich verhältnismäßig lange halten. Generell kann solches Gebäck als Waffel gelten, das nicht im Backofen, sondern zwischen zwei heißen Metallplatten oder -formen gebacken wird.